Junge Frau im Meditationssitz bei der Yogapraxis zuhause

Diese 5 Vorurteile hindern dich daran mit Yoga zu beginnen

Du hast schon oft überlegt mit Yoga zu beginnen, aber dann siehst du Bilder von jungen, schlanken, beinahe akrobatisch-flexiblen jungen Menschen, die in hautengem Outfit Yoga praktizieren und du denkst dir „Yoga ist nichts für mich sondern nur für….“ ? Diese Frage in den verschiedensten Varianten habe sich alle meine Teilnehmer:innen vor ihrem Start in die Yogapraxis gestellt und ihre Zweifel, Bedenken und Ängste hätten sie fast daran gehindert mit Yoga zu beginnen.

Wie bei so vielen Dingen im Leben ist auch Yoga nicht von diversen Vorurteilen ausgenommen. Vor allem wenn man sich für Yoga zu interessieren beginnt und Opfer von perfekt inszenierten Bildern, Videos, Stories, Reels & TikToks wird, kann einem die Lust und Laune erfolgreich verdorben werden. Lass uns einen Blick auf die berühmtesten und hartnäckigsten Vorurteile werfen und schauen wir mal, wie viel davon tatsächlich der Wahrheit entspricht.

Vorurteil Nummer 1

Yoga ist nur was sportliche und fitte Menschen

Die Werbewelt strapaziert es leider gerade ein bisschen, aber besser kann man es eigentlich nicht auf den Punkt bringen:

Frau beim Yoga zuhause

Yoga is for EVERYBODY

Yoga ist für jeden Menschen (everybody) UND für jeden Körper (every body). Egal wie fit, sportlich, schlank oder mollig du bist, das Konzept Yoga kennt keine Exklusion. Natürlich gibt’s Yogaklassen die ein bestimmtes Fitnesslevel voraussetzen bzw. auch so ausschreiben, was auch total legitim ist. Leider bleibt aber verzerrt durch Socialmedia & Co. am Ende vom Tag nur ein abgedroschenes Klischeebild übrig: jung, flexibel, sportlich fit und zumeist weiblich. Yoga ist für alle gemacht und richtet sich an den Menschen, so wie er ist und nicht wie er sein möchte oder wie ihn andere haben möchten.

Mein Tipp: Wenn du dir unsicher bist, wähle grundsätzlich immer Kurse die als „Beginner“ oder „Basic“ ausgeschrieben sind. Durchs reden kommen die Leut‘ zam und das gilt auch hier. Setz dich am besten mit den Lehrenden in Verbindung und verschaff dir so Klarheit über die Kurse, die Anforderungen und den Studio-Hausbrauch.

Vorurteil Nummer 2

Yoga können nur Leute üben, die superflexibel sind

Passend zum vorigen Punkt, hält sich auch dieses Gerücht wie Superkleber. Grundsätzlich sei einmal gesagt, dass Yogalehrende und Menschen, die schon viele Jahre Yoga praktizieren sehr sehr schlechte Rolemodels sind. Ich persönlich betone immer wieder, dass ich keinesfalls als realistisches Vergleichsbeispiel dienen kann. Yoga ist nicht nur meine Freizeitaktivität, sondern auch mein Job. Als Yogalehrende(r) kommt zur eigenen Praxis die Unterrichtspraxis noch dazu, weshalb es auch nur völlig logisch ist, dass man flexibler und gelenkiger ist/wird, als der/die Durchschnittsösterreicher:in. Als ich selbst mit Yoga begonnen habe, war ich weder flexibel, noch gelenkig und schon gar nicht sportlich. Wichtig ist das eigentliche Ziel nicht aus den Augen zu verlieren:

Yoga is not about touching your toes, it’s about what you learn on the way down.

Judith Lasater
Frau beim Yoga in Vorbeuge mit Fokus auf die Füße

Mein Tipp: Auch fehlende Flexibilität die, wie gesagt uns alle in verschiedenen Ausmaßen betrifft, kann echt ein Downer sein, um es in eine Yogagruppe zu schaffen. Ich wollte mir damals auch nicht „die Blöße“ vor allen geben und hab einfach eine Zeit lang zuhause mit YouTube, DVDs und Büchern geübt. Der große Flexibilitätssprung kam natürlich nicht, aber ich wurde selbstsicherer und mutig genug, um mich in eine Yogaklasse zu trauen, weil ich in etwa wusste, was auf mich zukommen wird.

Vorurteil Nummer 3

Yoga ist nur was für junge Leute

Natürlich gehen sportlich, flexibel und jung gerne Hand in Hand. Wie gesagt, die Werbeindustrie wendet dieses Prinzip von der Yogaleggings bis zum Mineralwasser erfolgreich an. Ja, viele junge Menschen begeistern sich für Yoga, aber ich kann dir aus der eigenen Berufspraxis versichern, mindestens genauso viele „alte“ Menschen sind im Yoga zu finden. Die wesentliche Frage hier ist doch: Wo liegt die Grenze zwischen jung und alt?

Ältere Menschen sind mittlerweile genauso an Sport und einem gesunden Lifestyle interessiert wie junge Menschen.
Ältere Menschen sind mittlerweile genauso an Sport und einem gesunden Lifestyle interessiert wie junge Menschen.

Früher wurde man spätestens ab dem Eintritt in die Pension als alt abgestempelt. Die Zeiten haben sich aber geändert und es zeigt sich, dass 60 beinahe das neue 40 ist. Wer sich in Studios, Turnvereinen & Co. umsieht stellt schnell fest, dass 70-80 jährige Menschen sportlicher und fitter sind als so manch junger Couchpotatoe. Abgesehen davon, dass unsere Lebenserwartung in den letzten Jahren und Jahrzehnten deutlich gestiegen ist, hält auch ein vermehrtes Gesundheitsbewusstsein quer durch die Generationen Einzug. Einfach nur großartig, denn der Schlüssel liegt in der Prävention und weniger in der Rehabilitation. Aber kann man irgendwann zu alt für den Einstieg ins Yoga sein? Auf gar keinen Fall! Abgesehen davon, dass es immer mehr an gezielten Angeboten in Form von eigens konzipierten Seniorenyogaklassen gibt, zeigt sich immer mehr, dass das Alter einfach ein schlechter Ratgeber und Richtwert ist.

Mein Tipp: Du zählst dich zur Generation 60+, bist aber noch durchaus fit beieinander? Dann spricht nichts gegen den Besuch einer regulären Yogaklasse. Auch hier gilt, am besten das Studio deiner Wahl einfach kontaktieren und vor deinem ersten Besuch Unsicherheiten und Fragen mit den Yogalehrenden abklären. Du bist Generation 60+ oder vielleicht noch etwas jünger, hast aber leider die eine oder andere Einschränkung? Dann würde ich dir eine eigens für Senior:innen abgestimmte Yogaklasse empfehlen. Aber auch hier einfach vorher im Studio deiner Wahl anrufen und das dortige Angebot abklären.

Vorurteil Nummer 4

Yoga ist etwas spirituelles

Da muss man ehrlicher Weise sagen Ja und Nein. Beginnen wir mit dem Nein. Nein, weil Yoga eigentlich ein lebensphilosophisches Konzept ist, das alle Aspekte des Lebens erfasst und neben einem philosophischen Ansatz auch einen praktischen Teil besitzt. Yoga greift die Kernfragen des Lebens, aber auch des Todes auf, versucht wie viele philosophischen Konzepte hier eine Sichtweise zu geben (vielleicht auch Antworten) und stellt bei all dem den Menschen in den Fokus. Der Mensch wird dabei mit all seinen Höhen und Tiefen, seinen guten Seiten, aber auch seinen Fehlern offen und völlig klar betrachtet mit dem Ziel, das Leben, das Hier und Jetzt begreifbar zu machen. Das Leben, der Körper und das gesamte Sein wird als Vorbereitung verstanden in Hinblick auf Sterben, Tod und das große Fragenzeichen danach. Und hier kommen wir auch schon zum Ja.

Shiva zählt zu den Hauptgöttern des Hinduismus. Er ist Teil der hinduistischen Trinität bestehend aus Brahma dem Schöpfer, Vishnu dem Erhalter und Shiva dem Zerstörer.

Ja, Yoga ist auch spirituell, denn es nimmt den Menschen über seine körperlichen Grenzen hinaus wahr und beschäftigt sich eben unter anderem mit der Frage nach dem „was wartet nach dem Tod auf uns“. Yoga ist sehr stark mit dem Hinduismus, aber auch mit dem Buddhismus verflochten und hier verschwimmen dann sozusagen die Grenzen zwischen Lebens-Leitfaden, Philosophie und Religion/Spiritualität.

Puh, das war ja jetzt ganz schön viel, aber was will ich dir damit sagen? Yoga ist komplex und besteht aus ganz vielen Facetten, die natürlich nicht alle in einer Yogastunde zum Tragen kommen (können). Vieles bzw. das meiste davon geht stark in die Tiefe und findet sich in Yogalehrerausbildungen, Weiterbildungen, Vorträgen, usw. wieder. Die drei Dinge über die du in allen Yogaklassen stolpern wirst sind Meditation, Pranayama (Atemtechniken) und Asana (Positionen/Haltungen). Wie viel Philosophie, Mantra singen oder rezitieren, Om singen, usw. in einer Yogaklasse tatsächlich zu finden sein wird, hängt dann stark vom Yogalehrenden und dem dort praktizierten Yogastil ab.

Mein Tipp: Manche Yogastudios flechten die Yogaphilosophie und den spirituellen Aspekt fix in ihre Klassen ein, manche verzichten sogar ganz explizit auf das singen des Om am Beginn und/oder Ende der Klasse. Ich war in meinem damaligen Yogastudio sehr überrascht wie viel hier in die Stundengestaltung einbezogen wird, aber es hat mich nicht gestört und es war ok für mich. Wenn dein Fokus eher auf der Körperpraxis mit ein bisschen Atmung und Meditation liegt, lohnt es sich auch hier sich vor dem ersten Besuch zu informieren oder bei einer Schnupperstunde mitzumachen.

Vorurteil Nummer 5

Yoga sind ja nur Dehnübungen und alle sitzen ruhig herum

Das kann natürlich schon so sein und kommt ganz darauf, worauf der Fokus der Yogapraxis gelegt wird. Wer den Fokus auf Meditation legt, wird selbstverständlich viel „rumsitzen“. Praktizierst du hingegen Yin-Yoga, geht kaum bis gar nicht um Kräftigung sondern vorwiegend und augenscheinlich um Dehnung. Bei allen anderen Yogastilen wirst du oder solltest du einer ausgewogenen Mischung begegnen bestehend aus den drei praktischen Teilen des Yoga. Nämlich der Asanapraxis (Positionen/Haltungen), dem Pranayama (Atemtechniken) und der Meditation. Zur Asanapraxis kann ich dir nur so viel sagen: ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele Teilnehmer:innen ganz verblüfft waren, als sich nach kurzer Zeit die ersten Schweißperlen auf der Stirn gezeigt haben und sie langsam aus der Puste gekommen sind. Und das lag definitiv nicht an der Fitness oder dem Alter der Teilnehmer:innen.

Der Tanz der Krieger, einer der bekanntesten Yoga-Flows, kann es schon ganz schön ins sich haben. Stabilität, Konzentration und die korrekte Ausrichtung für diese Position bringen dich gerne ins Schwitzen.
Der Tanz der Krieger, einer der bekanntesten Yoga-Flows, kann es schon ganz schön ins sich haben. Stabilität, Konzentration und die korrekte Ausrichtung für diese Position bringen dich gerne ins Schwitzen.

Der Fairness halber muss jedoch gesagt sein, dass Yoga nicht mit einem klassischen Cardioworkout oder Build-Up verglichen werden kann. Yoga versucht alle Elemente wie z.B. Flexibilität, Kräftigung, Stabilität, Balance, Koordination, usw. miteinander zu vereinen und auf den Fluss deines Atems abzustimmen.

Mein Tipp: Ganz einfach – Probieren geht über Studieren! Am besten du gönnst dir eine Schnupperstunde in einem Studio deiner Wahl oder Online und lässt diese Kombi auf dich wirken.

Mein Fazit

Aus meiner langjährigen Eigenpraxis und Unterrichtspraxis kann ich dir sagen, es gibt nicht das einzig richtige Yoga, das einzig wahre Studio und den einen Lehrer oder die eine Lehrerin. Jede:r findet seinen/ihren ganz eigenen und einzigartigen Yogaweg. Wir leben in einer Zeit, in der viele Eindrücke, Bilder aber auch Meinungen im Umlauf sind, der Weg oder die Beweggründe dahinter aber verborgen bleiben. Sobald dein Interesse geweckt ist, mach dich auf den Weg und bilde dir eine eigene Meinung. Kein seriöses Studio und kein(e) seriöse(r) Yogalehrende:r wird dir die Tür vor der Nase zuschmeißen und dich wegschicken, weil du noch keine Erfahrungen mit Yoga gemacht hast. Wenn du unsicher bist, Fragen hast oder einfach nur mehr über das Angebot eines Studios oder eines/r Lehrenden erfahren möchtest komm einfach mit ihnen ins Gespräch und sprich deine Zweifel, Bedenken oder auch Ängste offen an.

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